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Citystudie Jena – zu wenige und zu teure Parkplätze

Die neue City-Studie zur Attraktivität der Jenaer Innenstadt hat viel Aufmerksamkeit bekommen, weil die Zufriedenheitswerte mit der Innenstadt erneut gesunken sind. Von den 2871 Befragten hatten in 2016 nur noch etwa 81 Prozent der Innenstadt die Note attraktiv oder sehr attraktiv gegeben, das sind etwa 10 Prozent weniger als noch 2008. Bei der Erklärung wird häufig das Einzelhandelsangebot in den Vordergrund gestellt, es gibt aber gerade beim Verkehr eine sehr große Unzufriedenheit. Die Meinung der Befragten zum Parken hat sich sogar deutlich stärker verschlechtert als beim Einzelhandelsangebot.

Zu teuer und zu wenige Parkplätze

Im Detail haben 2016 41,8 Prozent der Befragten die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt von Jena als „viel zu gering“ eingestuft. Das ist knapp ein Drittel mehr als bei der Befragung 2012. Die Zufriedenheit mit dem Parkplatz-Angebot in der Innenstadt ist in den letzten Jahren damit deutlich zurück gegangen. In der Studie heißt es daher auch dazu:

Bei der jüngsten Erhebung ist dagegen eine deutliche Verschlechterung festzustellen, indem 42 % der Befragten in den Hauptgeschäftsstraßen ein derartig negatives Urteil über die innenstädtischen Parkmöglichkeiten fällten. Gleichzeitig sank in den letzten vier Jahren der Anteil der Passanten, die das Parkplatzangebot als ausreichend einstuften, von 32 % auf 27 %.

In der Studie wird diese Unzufriedenheit im Übrigen damit begründet, dass bei der Befragung der Eichplatz gesperrt war. Das ist durchaus plausibel, heißt aber auch, dass diese Werte dauerhaft zu erwarten sind, wenn der Eichplatz bebaut und nicht ausreichend Parkraum in der Tiefgarage geschaffen wird (wonach es derzeit aussieht).

Dazu kommt, dass es auch eine große Unzufriedenheit mit den Parkgebühren gibt. Diese werden mittlerweile von der Mehrheit der Befragten als zu hoch eingestuft. Die Zahl der Befragten, von denen die Jenaer Parkgebühren als „viel zu hoch“ eingestuft wurden, hat sich sogar drastisch erhöht. In der Studie heißt es dazu:

Im Vergleich zu 2012 hat sich vier Jahre später das Meinungsbild über die Höhe der Parkgebühren unter den Passanten in den Hauptgeschäftsstraßen erheblich eingetrübt. Statt 48 % halten nur noch 34 % der Befragten die Parkgebühren für angemessen. Zugleich ist der Anteil der Passanten, von denen die Gebühren als (etwas/viel) zu hoch angesehen werden, um rund 14 Prozentpunkte auf 66 % gestiegen. Besonders stark ist dabei der Anstieg unter den Passanten, die der Ansicht sind, dass die Gebühren viel zu hoch sind. Deren Anteil ist fast um drei Viertel auf 31 % gestiegen.

Insgesamt ist die Parkplatzsituation in der Innenstadt also ein großer Faktor für die Unzufriedenheit der Befragten mit der Innenstadt.

Wie reagieren die Bürger auf diese Probleme?

Wenn die Bürger mit den Parkplätzen und den Kosten dafür unzufrieden sind, ist die Reaktion fast zwangsläufig: das Stadtzentrum wird gemieden bzw. nicht mehr mit dem Auto genutzt. Das ist für Anwohner mit guter Nahverkehrsanbindung kein Problem, diese können auf andere Verkehrsmittel zurück greifen. Für Besucher aus dem Umland gibt es diese Alternative dagegen nicht und diese bleiben dann einfach fern und gehen an andere Orten einkaufen, in denen es bessere Bedingungen gibt. Die Auswirkungen in Zahlen sind ebenfalls direkt in der Studie fest gehalten:

In Jena bleibt der Anteil der Pkw-Nutzer beim Besuch des Stadtzentrums nicht nur werktags (Jena 18 %, Mainz 28 %, Wiesbaden 32 %), sondern auch samstags (Jena 23 %, Mainz 40 % und Wiesbaden 42 %) deutlich hinter den Vergleichsstädten zurück. […] Der Vergleich dieser Daten mit den Ergebnissen der Untersuchungen aus dem Jahr 2012 weist auf eine gravierende Verschlechterung der innerstädtischen Standortqualität hin, indem immer mehr Kunden aus dem weiteren Einzugsbereich das Stadtzentrum von Jena meiden.

Vor diesem Hintergrund müßte man die Zahlen auch noch etwas anpassen, denn es konnten natürlich im Stadtzentrum nur die Personen befragt werden, die sich dorthin bewegt haben. Alle, die so unzufrieden sind, dass sie nicht mehr kommen, wurden gar nicht mehr erfasst.

Die Probleme mit dem Parken in der Innenstadt sind dabei hausgemacht. Die Parkgebühren wurden 2013 erhöht und nach dem Parkraumkonzept für die Innenstadt sollen die Parkkapazitäten weiter abgeschmolzen werden. An der Stelle wird der Widerspruch deutlich, der sich über viele Konzepte zieht: einerseits soll die Innenstadt attraktiv sein und weit strahlen, so dass auch Besucher aus dem Umland in die Stadt kommen. Auf der anderen Seite soll aber der Kfz-Verkehr begrenzt und stattdessen ÖPNV und Radverkehr gefördert werden. Wie die Studie zeigt, funktioniert aber nicht beides gleichermaßen gut. Sollen Besucher aus dem Umland kommen, wird man wohl auch die Verkehrssituation für Kfz verbessern müssen. Möchte man den Kfz-Verkehr einschränken, macht man die Stadt damit auch weniger attraktiv für Besucher, die zum Einkaufen kommen. Es gibt an der Stelle einen klassischen Zielkonflikt – beides zusammen scheint sich zumindest derzeit nicht erreichen zu lassen.

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