Die City-Studie hat aufgrund der schlechten Ergebnisse für die Jenaer Innenstadt einige Aktivitäten hervorgerufen. Besonders der Anstieg der Kunden, die auch in Erfurt und Weimar einkaufen gehen, wurde öfters betont. Dabei gibt es einen Wert, der in weit bedrohlicherem Maße angestiegen ist: die Abwanderung der Kunden ins Internet.
So ist der Anteil an Kunden, die in Erfurt einkaufen im Maximum um bis zu 9 Prozentpunkte angestiegen, der Anteil der Kunden, die über 10 Mal im Internet eingekauft hatte, stieg aber im gleichen Zeitraum an jedem Befragungsstandort um mehr als 10 Prozent an. Die Frontlinien im Einzelhandel verlaufen also nicht zwischen Jena und Erfurt oder Jena und Weimar, sondern zwischen dem stationären Handel und dem Internetgeschäft. Dabei haben wahrscheinlich die anderen Städte mit den gleichen Problemen wie Jena zu kämpfen.
Ist ein besseres Angebot im Internet-Zeitalter wirklich ein Vorteil?
Die Anwort der Studie auf die Probleme der Innenstadt liegt in erster Linie in einem Ausbau der Einzelhandels-Angebote der Innenstadt. Man kann aber durchaus kritisch nachfragen, ob das wirklich Sinn macht, denn auch wenn es ein breiteres Einzelhandels-Angebot in der Stadtmitte geben sollte: das Internet hat immer noch das breitere Angebot. Das ist vor allem ein Problem, weil die typischen Bereiche des Handels, den man in der Innenstadt findet, besonders betroffen vom der Konkurrenz durch das Internet sind. In der Innenstadt werden vor allem Waren des sogenannten Mittelfristigen Bedarfs gekauft und verkauft und genau bei diesen Produkten erfolgen mittlerweile die meisten Käufe bereits über das Internet, wie nachfolgende Grafik zeigt.
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Dazu gibt es handfeste Gründe, warum sich die Menschen für das Internet entscheiden. Es sind also nicht nur kurzfristige Trend, die hier den Umsatz in Richtung des Internet verlagern sondern bewußte Entscheidungen. Mit einem Mehr an Einzelhandel in der Innenstadt wird man diese Entscheidungen sicher auch nicht umkehren können. Gründe für das Einkaufen im Internet sind zum Beispiel:
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Welche Möglichkeiten gibt es stattdessen, die Innenstadt zu stärken?
Leider gibt es bisher in Deutschland (und wohl auch weltweit) noch kein fertiges Konzept, wie man mit der Abwanderung des Umsatzes ins Internet umgehen sollte. Dieser Strukturwandel ist noch zu neu (und auch noch voll im Gange), so dass es bis auf einige erste Ansätze nur wenige Ideen gibt, wie Innenstädte in diesen Zeiten attraktiv gehalten werden können.
Einen interessanten (aber sehr aufwändigen) Ansatz hat man in Wuppertal gewählt. Die Stadt hat in einer Kooperation Händlern die Möglichkeit gegeben, ihre Produkte in einen eigenen städtischen Marktplatz zu integrieren. Dort kann man jetzt alle teilnehmenden Händler der Stadt auf einer Seite durchsuchen. Man sieht auch den Bestand und weiß daher, ob es sich lohnt, in das entsprechende Geschäft zu geben. Dazu kann man auch direkt auf dieser Plattform bei den lokalen Händlern bestellen.
Ein anderes Konzept fährt Mönchengladbach. Dort hat man keinen eigenen Shop aufgesetzt, sondern einen eigenen Ebay-Bereich eingerichtet, der nur die Händler aus der City enthält. Wer dort einkauft hat also die Gewißheit, nur bei lokalen Händlern einzukaufen. Nach eigenen Angaben sind mittlerweile 70 Händler auf diesem Kanal vertreten.
Wie geht es weitere im Internethandel?
Die Zeiten hoher zweistelliger Wachstumszahlen scheinen auch beim Einzelhandel im Internet vorbei zu sein. Die Umsätze wachsen deutlich langsamer und einige Experten gehen bereits davon aus, dass die fetten Jahre vorbei sind. Das mag sein, andererseits wurde von wenigen Jahren noch der komplette Zusammenbruch des stationären Handels vorhergesagt. Die Wahrheit wird wahrscheinlich irgendwo dazwischen liegen.
Um den Bogen zurück zu Jena zu schlagen: unabhängig davon, wie sich die Internet-Umsätze weiter entwickeln, wird der Onlinehandel ein Faktor bleiben und es wäre klug, langsam darüber nachzudenken, wie man die Jenaer Innenstadt auch unter der Maßgabe eines starken Online-Handels attraktiv erhalten kann. Bisher scheinen da noch keine Konzepte vorhanden zu sein.