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Jena soll Schwammstadt werden

Jena soll Schwammstadt werden – Die Herausforderungen aus dem Klimawandel bestehen vor allem aus einer Zunahme von extremen Wetterereignissen und daher ist jede Kommune gut beraten zu prüfen, wie man drastische Wetter-Situationen vorbereitet ist. In Jena liegt der Endbericht zur Widerstandsfähigkeit der Stadt hinsichtlich Extrem-Situationen nun vor und unter anderem werden dort auch Maßnahmen vorgeschlagen, wie Jena zukünftig besser auf solche Ergebnisse vorbereitet sein kann.

Unter anderem findet sich dort auch der Hinweis, dass Jena Schwammstadt werden soll, um sowohl auf Starkregen als auch bei Trockenperioden besser reagieren zu können. Das Schwammstadt-Konzept sieht dabei vor, anfallendes Regenwasser nicht einfach nur möglichst schnell abzuleiten, sondern stattdessen Wasser zu speichern und dann im Bedarfsfalle wieder darauf zurückzugreifen. Der Schwamm steht dabei symbolisch für eine Stadt, die sich in Nasszeiten mit Wasser vollsaugt und sie dann in Trockenperioden abgeben kann. Dazu muss die Abwasser-Konzeption von Jena angepasst werden und generell sind einige neue Herangehensweisen notwendig, um aus Jena eine Schwammstadt zu machen, die Wasser speichern kann.

Im Endbericht zu Verbesserungen der Widerstandsfähigkeit der Stadt heißt es:

Es sind zahlreiche Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der Kaskade von (1) Rückhaltung, (2)
Speicherung, (3) Versickerung und (4) Verdunstung von Wasser in der Stadt als wesentliche
Prinzipien des Schwammstadtkonzepts in Jena umzusetzen. Die Anlage von Retentionsflächen,
Entsiegelungen, Dach- und Fassadenbegrünungen, naturnahe Garten- und Freiraumgestaltung
sowie weitere geeignete Maßnahmen mindern das Überflutungsrisiko nach Starkregenereig-
nissen und tragen zu einem verbesserten Stadtklima in Dürre- und Hitzeperioden bei. Zudem
entlasten sie das Kanalnetz. Die Umsetzung auf privaten Flächen spielt eine zentrale Rolle und
ist z.B. durch ein Förderprogramm für die klimasensible Gestaltung von Gärten und Grünflä-
chen und für Entsiegelungsprojekte auf privaten Grundstücken zu unterstützen

Im Haushalt 2023/24 wurden die Schwammstadt (sowohl die Erstellung des Konzeptes als auch die Umsetzung) bereits mittelfristig mit eingeplant. Es sieht also sehr danach aus, als würde ein entsprechendes Konzept geplant und früher oder später auch umgesetzt werden.

Die Vorteile eines solchen Konzeptes sind dabei deutlich:

  • Starkregen-Ereignisse haben weniger Auswirkungen, da anfallende Wassermengen aufgenommen werden können. Sie überlasten also nicht mehr die Abflüsse und das mindert die negativen Auswirkungen.
  • Die Löschwasserversorgung wird verbessert.
  • In heißen Monaten ohne großen Niederschlag steht ausreichend Wasser zur Verfügung, um das Stadtgrün zu bewässern, ohne das dazu Wasser aus Flüssen und Seen entnommen werden muss.
  • Die Bewässerung hält nicht nur das Stadtgrün am Leben, sondern senkt durch die Verdunstung auch die Temperaturen in der Stadt ab. Die Schwammstadt-Konzeption macht eine Stadt daher auch hitzeresilienter.

Wie wichtig neben dem Schutz vor Überflutungen auch die Wasserversorgung ist, haben die letzten Jahre gezeigt. Jena musste immer wieder Verbote aussprechen, Wasser aus der Saale und anderen Gewässern zu entnehmen, weil die Pegelstände zu niedrig waren. Das wird auch in den kommenden Jahren nicht besser werden, daher braucht es Ansätze, wie man auch in Trockenmonaten die Bewässerung sicherstellen kann.

Welche Maßnahmen gehörten zu einem Schwammstadt-Konzept?

Es gibt bisher noch keine allgemeingültige Definition, was alles zu einer Schwammstadt gehört und vor allem bei den Details kommt es natürlich auch sehr auf die Gegebenheiten vor Ort an. Daher wird zu Beginn auch erst ein Konzept aufgestellt, welche Ansätze sinnvoll sind und welche nicht. Pauschal kann man aber die Maßnahmen wie folgt zusammenfassten:

  • Eine zentrale Maßnahme bei Schwammstadt Ansätzen ist die Nutzung der natürlichen Ressourcen einer Stadt für die Speicherung und das Management von Oberflächenwasser. Das bedeutet vor allem eine Entsiegelung von Flächen und deren Entkoppelung, so dass ohne größere Baumaßnahmen Oberflächenwasser aufgenommen und gespeichert wird. Gleichzeit sollte natürlich auch Wert darauf gelegt werden, bestehende entriegelte Flächen nicht weiter zu versiegeln.
  • Diese Maßnahmen wird dann ergänzt mit der Schaffung von unter- als auch oberirdischen Wasserspeichern, die dann tatsächlich Wasser über längere Zeit speichern können und es dann zur Verfügung stellen, wenn es gebraucht wird, weil es beispielsweise längere Trockenperioden gab. Das betrifft sowohl Jena selbst als auch private Flächen, bei denen Zisternen usw. gebaut werden könnten – unter anderem auch um die eigene Wasserversorgung im Sommer zu sichern.
  • Freiflächenplanungen sollten zukünftig Maßnahmen enthalten, um Wasser zusätzlich zu speichern – etwa Mulden oder Rigolen, um Wasser zurückzuhalten und besser zu versickern.

Man muss leider davon ausgehen, dass diese Maßnahmen nicht zu haben sind, sondern nach und nach umgesetzt werden müssen und dann auch eine entsprechende Finanzierung brauchen. Diese Kosten würden dann zu anderen Anpassungsmaßnahmen wie beispielsweise die Umstellung der Jenaer Fernwärme auf Grüne Energie zusätzlich hinzukommen. Billig wird die Umstellung auf eine Schwammstadt also wohl nicht werden.

Quellen

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