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Der Orchideenbrunnen als Zeichen für Transformation – eine Chance für das Zukunftszentrum

Manche Zufälle sind schon eher ein Zeichen. Da taucht in Jena genau zu dem Zeitpunkt, zu dem sich die Stadt für das bundesdeutsche Zentrum für Transformation bewirbt, eines der symbolträchtigsten Zeichen für Transformation wieder auf: das Becken des ehemaligen Orchideenbrunnens wird auf dem Eichplatz wieder ausgegraben.  Im Zuge der archäologischen Voruntersuchung für die neuen Bauten im Baufeld A wurde auch das Becken des Brunnens wieder freigelegt und es war in einem unerwartet guten Zustand. Mit der Aufschüttung des Eichplatzes wurde der alte, grafische Beckenboden abgedeckt und und nun  wieder ohne größere Veränderungen freigelegt.

Der Brunnen war im Sozialismus das prägende Objekt auf dem ehemaligen Aufmarschplatz und wurde nach der Wende erst zum Blumenbeet umgebaut, dann komplett still gelegt und ist dann unter dem jetzigen Parkplatz verschwunden. Viele Jenenser erinnert der Brunnen aber nach wie vor an ihre Jugend und an die Zeit in der DDR – im Guten wie im Schlechten.

Jena bekommt an der Stelle also die Chance zu zeigen, wie gut man mit der Nach-Wende-Transformation umgehen kann – besser und symbolträchtiger geht es nicht. Wenn die Stadt also ganz Deutschland zeigen möchte, dass wir Transformation können, dann lässt sich das am Umgang mit dem ehemaligen Vorzeigebrunnen sehr gut dokumentieren.

Das freigelegte Becken des ehemaligen Orchideenbrunnens

Die Jury für das neue Zukunftszentrum für Transformation wird allerdings wenig zu sehen bekommen, denn der Brunnenboden wurde recht schnell weggebaggert. Derzeit sieht man also vor Ort nicht mehr viel vom ehemaligen Brunnen und viele Informationen, was genau damit geplant ist, gibt es leider auch nicht. Bisher fehlt sogar ein Hinweis, dass man Teile des alten Brunnen gefunden hat. Die Stadt hat noch nichts dazu geschrieben und die Details dazu kamen bisher in erster Linie von den Bürgern über die sozialen Netzwerke.

Das alte Becken des Orchideenbrunnens wieder mit Wasser (nach dem Regen).

Aktuell scheint die Stadt also die Chance, zu zeigen, wie gut man mit Transformationsprozessen umgehen kann, vorüberziehen lassen zu wollen. Die bisher einzige Meldung zu diesem Thema kommt vom Ortsteilrat Jena-Zentrum und dort hat man sich für eine Sicherung der ausgegrabenen Teile ausgesprochen:

Gestern hat sich der Ortsteilrat Jena-Zentrum u.a. zum Thema Ausgrabungen am Eichplatz-Areal beraten. Uns ist wichtig, dass die entfernten Fliesen und Teile davon zunächst als kulturhistorisch wertvoll gesichert werden. Die Teile sollten für die zukünftige Planung des Eichplatz-Areals zur Verfügung stehen, damit auch die gesamte Geschichte des Platzes in einer künftigen Gestaltung berücksichtigt werden kann. Zur genauen Sicherung sind wir im Gespräch mit der Stadtverwaltung und dem Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie.  

Wenn Jena zeigen will, dass es Transformation kann, dann reicht das aber natürlich nicht aus. Das Zukunftszentrum  verknüpft die Transformationsprozesse mit „Kultur, Dialog und lebendige Diskussionen“ und vor allem bei den letzten beiden Punkten besteht beim ehemaligen Brunnen noch sehr viel Nachholbedarf. Bisher weiß beispielsweise noch kein Bürger vor Ort, in welchem Umfang der alte Brunnenboden gesichert wurde, was der Denkmalschutz dazu sagt und was bisher damit konkret geplant ist. Die Kommunikation muss also deutlich ausgebaut werden und dann kann man auch in die Diskussion darüber einsteigen, was man damit machen möchte.

Titelbild: BILD CC BY Sludge G @flickr

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