Einer unserer ersten Besuche nach dem Lockdown ging nach Ostthüringen zur „Neuen Landschaft“ nach Ronneburg. Der Hintergrund ist recht einfach: es ist ein 800 Hektar großen Outdoor Gelände und meistens auch nicht so überlaufen – daher sehr gut geeignet um wieder etwas soziales Leben auszutesten ohne gleich überfordert zu sein.
Die Bezeichnung „Neue Landschaft“ hört sich zuerst nicht unbedingt nach einem interessanten Ausflugsziel für Familien an, aber daher steckt ein komplett neu gestalteter Bereich des ehemaligen Wismut Bergbau Gebietes und man hat damit vor allem für Kinder viele interessante neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen.
Der Eintritt ist erfreulich familienkompatibel und liegt bei 1 Euro für Erwachsene. Kinder unter 16 Jahren zahlen nichts. Wenn man sich die Preise von anderen Locations anschaut, ist das wirklich extrem günstig, vor allem, weil man den ganzen Tag bleiben kann. Dazu kommen noch die Parkgebühren von 2 Euro, wenn man mit dem Auto kommt. Wer das Fahrrad nimmt, zahlt nur den Euro Eintritt.
Hauptmerkmal der neuen Landschaft ist dabei die imposante Drachenschwanzbrücke, die sich leicht gewellt über das Tal spannt und vom Parkplatz den Weg in das eigentliche Areal frei macht. Überquert man die Brücke in Richtung Ronneburg, findet man dahinter einen Verleih für Segways (für die Erwachsenen) und verschiedenen Elektro- und Tretmobilen (für die Kinder). Der Segway-Verleih dürfte für Ostthüringen einzigartig sein und man kann mit den Rollern die gut ausgebauten Wege in der Neuen Landschaft entlang fahren und so das Areal schneller erkunden. Ein wenig Übung mit solchen Fahrzeugen kann nicht schaden, insgesamt sind die selbst balancierenden Fahrzeuge aber sehr einfach zu bedienen und lassen sich nach einer kurzen Einführung gut steuern.
Die Wege sind dabei sehr eben und gut ausgebaut, der Erkundung mit den Segways steht damit wenig im Weg. Man kann aber natürlich auch eigene Fahrräder oder eigene Elektro-Mobile mitbringen um die Neue Landschaft zu befahren. Familien haben auf dem großen Areal auf jeden Fall die Chance, die Kinder mal richtig auszupowern, denn es gibt viel zu sehen und Rennen und Toben lohnt sich.
Auf dem höchsten Punkt des Areals gibt es einen Aussichtspunkt, eine Sammlung von Miniaturfördertürmen, die früher bei der Wismut rund um Ronneburg zum Einsatz kamen und den Riesen-Reifen eines Radladers als Fotomotiv. Dazu bekommt man natürlich einen wirklichen schönen Ausblick. Im Bereich zu Stadt zu hat man auch noch einen kompletten Raupenschieber als Fotomotiv installiert.
Ein Wasserspielplatz als Highlight – zumindest Theorie
Der Abstieg ins Tal unter der Drachenschwanzbrücke ist entweder über Treppen möglich oder über eine Rampe im Eingangsbereich des Geländes. Egal welchen Weg man nutzt – es ist recht steil und vor allem Kinder sollte man die Rampe nicht selbst hinunter fahren lassen. Der Weg ist so abschüssig, dass man gut bremsen können muss, wenn man Unfälle vermeiden will.
Der Abstieg und der unvermeidliche Wiederaufstieg lohnen sich aber dennoch, denn es gibt auch im Tal einige schöne Installationen und vor allem einen umfangreichen Wasserspielplatz für die Kinder. Wasserspielplätze dieser Art (mit Wasser zum selber pumpen und die Möglichkeit, Leitungen zu bauen) sind sehr selten in Ostthüringen und daher findet man hier einen sehr schöne Beschäftigung für heißere Tage. Zumindest theoretisch, denn bei unserem Besuch waren die Pumpen noch nicht aktiv. Es war also leider noch kein Wasserspielplatz, sondern nur ein normaler Spielplatz. Beim vorletzten Besuch hat es aber noch gut funktioniert und es bleibt zu hoffen, dass man auch in diesem Jahr das Wasser bald wieder zuschaltet.
Ein wenig Zuwendung wäre nötig
Das Areal wurde im Zuge der Bundesgartenschau 2007 geschaffen und ist daher bereits einige Jahre alt. Insgesamt merkt man der Neuen Landschaft aber leider auch an, dass sie gar nicht mehr so neu ist. Das fehlende Wasser auf dem Wasserspielplatz und auch am großen Brunnen war ein Manko, an vielen anderen Orten fehlt aber auch etwas Pflege und Liebe (und wohl auch Geld). Die Kletterwand war leider auch abgesperrt und nicht in Betrieb, das kann aber auch an den Nachwirkungen von Corona liegen.
Was leider auch fehlt: große Bäume und Schatten. Vor allem im Tal findet man zwar auch Schattenplätze, bei viel Sonne und richtig heißen Tage gibt es aber darüber hinaus wenig Plätze, wo man etwas Verschnaufen kann. Insgesamt gilt: Sonnencreme nicht vergessen.
Ronneburg im Laufe der Jahrhunderte
Wer sich für Geschichte interessierte, dürfte recht spannend finden, dass die Neue Landschaft bei Ronneburg nur eine weitere Episode in der wechselvollen Geschichte dieser Region ist. Im 17. Jahrhundert beispielsweise galt Ronneburg als bekannter Kurort und Heilbad mit mehreren heilsamen Quellen (kann man sich heute nur noch schwer vorstellen). Grundlage dafür war das radiumhaltige Wasser und es entwickelte sich in der Stadt ein reger Kurbetrieb (mehr dazu bei Burg Posterstein).
Nach dem zweiten Weltkrieg blieb davon aber wenig übrig. Die Suche nach Uran-Lagerstätten war wohl dafür verantwortlich, dass die Heilquellen versiegten und bis heute nicht mehr sprudeln. Aus dem Heilbad wurde eine Bergbauregion mit den bekannten massiven Eingriffen in die Umwelt bis hin zu den großen und weit sichtbaren Halden mit Abraum (die heute wieder entfernt sind).
Die Neue Landschaft ist ein Schritt wieder hin zu einem Gebiet mit Naherholung und Ruhe – bleibt abzuwarten, wie die Entwicklung in den nächsten Jahren rund um Ronneburg verlaufen wird.
Wer speziell nach einigen Locations in Jena sucht (die man im besten Fall auch mit der Familie und Kindern besuchen kann, sollte hier nachlesen: Kinderfreundliche Ausflugsziele in Jena
Titelbild: By Dguendel – Own work, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47256705
Vielen Dank für die Verlinkung unserer Online-Ausstellung zur Wismut und zur Ronneburger Geschichte!
Viele Grüße aus dem Museum Burg Posterstein