Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Blick in die Stadtgeschichte von Jena zu werfen. Einen interessanten Einblick ermöglicht ein Dokument im Stadtarchiv, das mittlerweile auch digitalisiert ist. Dabei handelt es sich um das Telefon-Buch der Stadt und der Region aus dem Jahr 1913 – also nur wenige Jahre nach der Einführung der Telefonie in Deutschland. Erst 1881 gab es die ersten öffentliche Telefonzentrale in Deutschland und daher gibt diese Telefon-Buch Auskunft darüber wie schnell die neue Technik in der Stadt umgesetzt wurde.
Eine erste spannende Erkenntnis hängt mit den Nummern selbst zusammen. Das Buch ist dreistellig aufgebaut und es werden auch Nummern im hohen 900er Bereich gelistet. Man kann also bereits davon ausgehen, dass es fast eintausend Anschlüsse in der Stadt gab. Bei um die 40.000 Einwohnern zu dieser Zeit bedeutet dies, dass bereits recht viele Telefone in der Stadt aktiv war.
Man sieht aber auch, dass viele dieser Anschlüsse keine Privatpersonen gehört haben. Unternehmen, Restaurant und die Universität sowie generell staatliche Institutionen haben die Mehrzahl der Telefone. Es gibt aber durchaus auch private Anschlüsse, wobei auch hier Personen überwiegen, die selbstständig sind, Leitungsfunktionen haben oder im öffentlichen Leben stehen.
Wie auch heute gab es bereits 1913 im Telefonbuch eine ganze Menge Werbung. Die lokalen Unternehmen nutzten die Gelegenheit, ihren Namen bekannt zu machen und in vielen Fällen war auch bereits eine Telefonnummer auf den Anzeigen abgebildet. Das macht in einem Telefonbuch natürlich besonders Sinn, zeigt aber auch, dass eine Rufnummer durchaus auch bereits ein Wirtschaftsfaktor war, wenn es um Kontakte zu den Kunden gibt.
Betrachtet man die einzelnen Rufnummern so findet man die Nummer 1 im Telefonbuch bei der Stadtverwaltung Jena. Das Amt 1 der Stadtgemeinde (im Rathaus) konnte also einfach mit der Rufnummer 1 erreicht werden.
- Die Nummer 2 im Telefonbuch gehörte zu Eugen Diederichs und dessen Verlangsbuchandlung am Carl-Zeiss-Platz 5
- Unter der Nummer 3 konnte man einen H. Peters erreichen. Dieser war Generalsekretär der Atlantic Conferenz und des Nordatlantischen Dampferlinien-Verbandes. Das scheint damals in Jena ein durchaus wichtiges Thema gewesen zu sein.
- Die städtische Brauereich (auch sehr wichtig) hatte die Rufnummer 5.
Im historischen Telefonbuch findet man auch eine Ehrenbürger der Stadt. Otto Schott hat sich schon recht früh für die neue Telefon-Technik interessiert und sowohl seine Wohnung als auch die Fabrik waren mit einem Telefonanschluss ausgestattet. Er hatte die Nummer 24 bekommen. Heute gibt es natürlich eine komplett andere Rufnummer.
Carl Zeiss und Ernst Abbe waren zu diesem Zeitpunkt schon verstorben, haben daher in diesem Telefonbuch keine Rufnummern.